BildSchöneFrauen
Bielefelder Initiative für selbstbewusste Mädchen- und FrauenBilder (seit 2007)
Schlanksein ist zum Synonym für Schönheit, Erfolg, Anerkennung und Wertschätzung in Werbung, Mode, Zeitschriften und Fernsehspots geworden. Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass insbesondere Mädchen und (junge) Frauen sich zunehmend an Models und Informationen aus Zeitschriften und Fernsehen über Figur, Gewicht und Diät orientieren. Die Ausrichtung an diesen Vorbildern führt zu Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und hat als fehlgeleiteten Lösungsversuch häufig Störungen des Essverhaltens (ständiges Diäten) bis hin zur ausgeprägten Essstörung als schwerer psychosomatische Erkrankung zur Folge. Des weiteren dienen ein- bis mehrmalige Schönheitsoperationen Frauen als individueller Lösungsversuch eines auch gesellschaftlich verursachten Problems.
Doch nicht nur Körperumfang ist zu einem entscheidenden Wert für gesellschaftliche Akzeptanz geworden. Auch die Idealisierung von Jugendlichkeit und Gesundheit hat Auswirkungen auf das Mädchen- und FrauenBild: Mädchen und Frauen mit angeborener oder erworbener Behinderung und Frauen im Alter bleiben weitgehend unsichtbar in der medialen Darstellung.
Die Frauenberatungsstelle Bielefeld ist ein Ort, an dem Frauen ihr Leiden an Körperumfang, Alter oder angeborener oder erworbener Behinderung als Scheitern an gesellschaftlichen Werten und Normen äußern. Hier entstand die Idee, neben der Bearbeitung des individuellen Problems im Rahmen von Beratung und Psychotherapie auf den gesellschaftlichen Aspekt struktureller Gewalt einzugehen: im Projekt „BildSchöneFrauen. Bielefelder Initiative für selbstbewusste Mädchen- und FrauenBilder“ wird diesem mit kreativen Mitteln und auf fachlicher Ebene begegnet.
Ziele sind:
- Gewohnte Sichtweisen in Frage zu stellen und zum Nachdenken anzuregen
- Mädchen und Frauen zu ermuntern, Selbstbewusstsein zu zeigen und sich nicht an Idealen aus der Medienwelt zu orientieren.
- Position gemeinsam mit Unterstützerinnen und Kooperationspartnern gegen die diskriminierende Darstellung von FrauenBildern in den Medien zu beziehen
- Einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion gegen überhöhte Schönheits- und Schlankheitsvorstellungen zu leisten
Der erste Schritt: Öffentlichkeit aufmerksam machen – Ausstellung und Kampagne
Sieben Schaufensterfiguren – als Abbilder weiblicher Schönheits- und Schlankheitsnormen – wurden von Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle und Ehrenamtlichen zu vielfältigen realistischeren Frauenbildern umgestaltet.
- Diese Schaufensterfiguren sind das erste Mal in den beiden ersten Märzwochen 2008 in Schaufenstern von sechs Geschäften in der Bielefelder Innenstadt zu sehen gewesen verbunden mit einer Informationskampagne zu Essstörungen.
- Zusätzlich gab es am 8.3.2008, dem Internationalen Frauentag eine 2,5 stündige Frauen-Stadtführung geleitet vom Theaterduo Supabella. mit dem Titel: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer gilt als schön in diesem Land?“.
- Eine Postkarten- und Plakataktion in den Nahverkehrsmitteln begleitete die Ausstellung im März 2008.
- Finanziell und ideell unterstützt wurden Ausstellung und Kampagne von
- Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und in ihren bisher zwei unterschiedlichen Präsentationsformen schon an verschiedenen Orten zu sehen gewesen. Weitere Informationen zur Ausstellung
- Im Juli 2008 wurde der Arbeitsbereich Essstörungen ausgebaut und durch die Einrichtung einer halben Fachkraftstelle zur Beratung und Begleitung von (jungen) Frauen mit Essstörungen und ihren Unterstützungspersonen ausgebaut (Angebote s. Projekte) .
Der dritte Schritt: Vernetzung der Fachöffentlichkeit
- Im Dezember 2007 wurde das Bielefelder Netzwerk Essstörungen mit Expertinnen und Experten aus dem psychosozialen, medizinischen und psychotherapeutischen Bereich ins Leben gerufen. Ziel ist es, die kommunale Versorgung für Betroffene, Angehörige und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu verbessern.
- Seither finden die Arbeitsgruppentreffen des Netzwerkes vier bis fünf Mal jährlich in der Frauenberatungsstelle statt. Das Ziel von Vernetzung und Fachaustausch ist die Verbesserung der medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung der von Essstörungen betroffenen Mädchen, Jungen, Frauen und Männer.
Der vierte Schritt: Präventionsangebote
- 2008 wurde das Präventionskonzept „Bildschön“ für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Eltern zum Thema Körper- und Schönheitsideale und Essverhalten an Haupt- und berufsbildenden Schulen erarbeitet und erstmalig durchgeführt.
- 2009 folgte die Konzeptionierung einer Präventionsveranstaltung „GeWichtig“ für Grundschule und offenen Ganztag, die seither einmal jährlich in Kooperation mit dem Grundschulamt durchgeführt wird.